Wer bietet mehr? - Oder: Wo sind die Anträge für die "Guinness World Records"?

- ein Anekdötchen aus dem Krankenhaus -  

Notaufnahme, 18:00 Uhr

Patientin hat starke Bauchschmerzen. Sie schildert dem Arzt die Beschwerden und verweist auf die recht seltene Erkrankung PNH.

Der Arzt hört zu, geht aus dem Raum, kommt wieder rein, stellt Nachfragen zur PNH, nimmt Blut ab, geht aus dem Raum, kommt wieder rein, veranlasst ein EKG, verlässt den Raum, Schwester kommt rein, macht ein EKG und verlässt den Raum wieder, Arzt kommt rein, hört Herz und Lunge ab, setzt sich danach an den Computer und sagt: "Aber das ihre eine Herzklappe nicht richtig schließt und etwas Blut zurück fließt, das wissen sie schon, oder?".

Patientin ist überrascht (fängt an in ihren Unterlagen zu blättern, Papierfetzen fliegen): "Hm...also, da schau ich doch mal in meinen Unterlagen nach, ob mir da was entgangen ist....

...da ist die PNH, die Kugelzellanämie, die Fatigue, die Thrombose, die fehlende Milz, die chronische Magenschleimhautentzündung, die überstandene Pankreatitis, die Schleimbeutelentzündung in der rechten Schulter, die Schuppenflechte am linken Ellenbogen, die damit zusammenhängenden Entzündungen der Fingerknöchel, die chronische Sehnenscheidenentzündung seit dem Abi, die Migräne, der Beckenschiefstand, die Beinverkürzung und das Zähneknirschen... aber .... nööö .... ein Herzfehler wäre mir neu..."

Arzt winkt ab: "Ja, ist auch nicht so schlimm. Das haben viele Menschen, vor allem Frauen. Das muss auch gar keine Beschwerden machen." 

Lassen wir mal so stehen... weswegen war ich gleich noch mal da?!

Mittlerweile glaube ich, wäre es einfacher, nach den Organen und Körperteilen zu suchen, die bei mir einfach nur ihren Dienst tun...

"Oh ja, der kleine Zeh am rechten Fuß ist absolut gesund! Herzlichen Glückwunsch, Frau Holzhausen!"

...würde wahrscheinlich auch viel Zeit sparen und man soll ja den Blick immer auf das Positive richten! Mache ich in der Schule auch oft so! Ich frage nicht, wer seine Hausaufgaben nicht  gemacht hat, sondern wer sie gemacht hat! Dann bin ich mit den Häkchen setzen doppelt so schnell fertig!

Schlage ich meinem Arzt demnächst mal vor! Mal sehen, was der davon hält! 

Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.

Ludwig Börne

Wenn das Leben ins Stolpern gerät...

Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Max Frisch 

Entschuldigt, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe, aber im Moment fehlen mir einfach die Worte...  

Ich befinde mich seit nunmehr 2 Jahren in einem Ausnahmezustand, der einfach kein Ende zu haben scheint. Und geht es mal ruhiger und man denkt, man sieht das Licht am Ende des Tunnels, dann erwacht man kurze Zeit später und muss sich eingestehen, dass es nur die Lichter des Zuges waren, der einen mal wieder überrollt hat!

Um es kurz zu machen: Ich war letzte Woche mal wieder im Krankenhaus... ein Infekt, der sich bakteriell überlagert hatte.

 - Eigentlich nix dramatisches, aber die damit angestoßene Hämolyse hat mich doch richtig ausgeknockt. - 

Mittlerweile geht es mir besser. Nächste Woche gehe ich wieder arbeiten.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass ich jedesmal vor Angst vergehe, sobald ich das Wort "Hämolyse" höre! 

Hämolyse = erhöhtes Thromboserisiko = gar nicht gut!!!

Schwer ist es ein "Maß" zu finden, für die Beschwerden, die über einem herein brechen... Das Selbstbewusstsein leidet ganz schön, wenn man schon mal auf der Intensivstation lag, weil man zu lange "hart" sein wollte! Danach vergleicht man und übertreibt vielleicht auch...

Mein Arzt sagte, ich müsse "Druck raus nehmen"; mich darüber freuen, was ich wieder geschafft bzw. überstanden habe und in kleinen Schritten, langsam vorwärts gehen...

Wenn das mal so einfach wäre...
Let's try: "Ich freue mich! Wieder eine Krise gemeistert! Yeah!" 

Hmpf...tja...weiß auch nicht...Optimismus klingt anders...
Aber der kommt sicher bald wieder... wenn ich in kleinen Schritten, ganz langsam wieder mehr Kraft gesammelt habe, um die nächste Katastrophe abzuwenden!